Kryptowährung Bitcoin

Was ist dran am neuen Hype? Wie innovativ, nachhaltig und zukunftsfähig ist Bitcoin wirklich?
August 2021
Krypowaehrung

Kryptowährung Bitcoin

Was ist dran am neuen Hype? Wie innovativ, nachhaltig und zukunftsfähig ist Bitcoin wirklich?

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Was ist dran am neuen Hype?

Wir befinden uns im Jahr 2007, als ein Unbekannter mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto an einem Code zu schreiben beginnt. Ein Jahr später, mitten in der größten Finanzkrise der Neuzeit, veröffentlicht Nakamoto ein neunseitiges Skript im Internet sowie ein Whitepaper,
das die Funktionsweise einer neuartigen virtuellen Währung beschreibt: Bitcoin, heißt es dort lapidar, sei ein elektronisches Peer-to-Peer Cash System.

Das Dokument verweist neben technischen Details auf die pfiffige Idee, Geldtransaktionen
mittels Kryptographie elektronisch verschlüsselt, direkt von Teilnehmer zu Teilnehmer, abzuwickeln. Eine dezentrale, deflationäre Währung ist geboren. Am 12. Januar 2009 wird sie erstmals getauscht. Die maximale Anzahl an jemals verfügbaren Bitcoins wird von Nakamoto, der bis heute unbekannt ist, auf 21 Millionen Einheiten festgelegt.

Spekulationsblase, Umweltverschmutzung oder undurchschaubares Blockchain-Fachgesimpel von Nerds?

Dies ist mittlerweile fast 15 Jahre her. Weitere Kryptowährungen wie Ether, Ripple und
Litecoin, das aktuell seinen zehnten Geburtstag feiert, sind dazugekommen. Die mediale
Aufmerksamkeit ist in den Anfangsjahren zwar vorhanden, zeigt sich zunächst aber nicht in
einer exponentiellen Verbreitung oder einer zunehmenden Akzeptanz der neuartigen
Währungen. Die Schließung der Bitcoin-Börse BitFloor (2013), die Pleite der Online-Börse
Mt.Gox (2014), Kinderkrankheiten in Form von Softwarefehlern (z.B. arithmetischer
Überlauf) und die extreme Volatilität (Schwankungen von über 20 Prozent am Tag) lassen
Anleger und Handelsplattformen skeptisch bleiben. Das »digitale Gold« pendelt in der Wahrnehmung vieler Menschen zwischen Spekulationsblase, Umweltverschmutzung und
undurchschaubarem Blockchain-Fachgesimpel von Nerds.

»You can now buy a Tesla with Bitcoin«

Der wirkliche Hype um Kryptowährungen setzt erst im Jahr 2021 ein und hat mit Elon Musk
zu tun: Musk twittert im März, dass Tesla fortan Bitcoin als Währung akzeptiert und sie nicht in herkömmliche Währungen tauschen wird. Der Tesla-CEO bestätigt, Bitcoin im Wert von 1,5 Milliarden Dollar erworben zu haben.

Auch das Verbot der türkischen Zentralbank, Zahlungen mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen zu tätigen, sorgt für ein neuaufgeflammtes Interesse an Kryptowährungen.

Resultat: Allzeithoch?

Der Preis für Bitcoin ist seit Jahresbeginn 2021 um mehr als 90% gestiegen. Er erreicht
zwischenzeitlich ein Rekordhoch. Seit seiner Einführung ist der Kurs von Bitcoin von 0,08 $
auf zwischenzeitlich unfassbare 64.805 $ (14.04.2021) gestiegen. Höchste Zeit, sich mit den brennenden Fragen rund um Bitcoin, dem Big Player im Kryptomarkt, zu beschäftigen.

Wie innovativ ist Bitcoin?

Nakamoto, heimlicher Vater der Bitcoins, hat dank seiner Open-Source Referenzsoftware, bei der kryptografische Verschlüsselungstechniken zum Einsatz kommen, für ein Novum gesorgt. Bitcoin ist sowohl Geld- als auch Rechnungseinheit und wird dezentral in einem Netzwerk von Computern erschaffen, gespeichert und auch verwaltet. Durch diese Rechner-zu-Rechner-Verbindungen kann mittels eigener Software jede Transaktion in einer Blockchain aufgezeichnet werden.
Vereinfacht gesagt, können so alle Transaktionen durch bereits zuvor durchgeführte
Transaktionen als richtig bestätigt werden. Dieses technische Verfahren der kryptografischen Verkettung, das digitale Signaturen erzeugt, entspricht einem dezentral geführten Buchführungssystem. Gültige Transaktionen können nur vom Eigentümer vorgenommen und Bitcoins somit nicht mehrfach ausgegeben werden. Eine Fälschung von Einheiten wird bei derzeitiger Rechenkapazität ausgeschlossen.

Alle Zahlungen können zudem ohne Beteiligung von Banken oder anderen Finanzinstituten
abgewickelt werden und sind für den Händler komplett anonym. Es ist daher unmöglich,
Transaktionen zu verändern, Konten einzufrieren, das System von außen zu steuern. Der Markt regelt sich selbst. Es werden zudem nie mehr als 21 Millionen Bitcoin ausgeben. Diese Tatsache macht den Bitcoin inflationssicher. Die Währung ist nicht beeinflussbar, da die maximale Anzahl an Bitcoins im Code implementiert ist.
DIE ZEIT nennt als »größte Stärke des Bitcoin seine Fähigkeit, intellektuell zu faszinieren.« Diese faszinierende Idee sollte 2015 sogar für den Nobelpreis nominiert werden. Da die Identität des Erfinders bis heute ungeklärt ist, konnte aber keine Nominierung stattfinden.

Wie nachhaltig ist Bitcoin?

»Bitcoin ist schädlich« titelt die FAZ im Januar 2021 und bezeichnet ihn als
»Schmuddelwährung Nummer eins.« Auch Elon Musk macht im Mai 2021 einen Rückzieher.
Tesla akzeptiert Bitcoin nicht länger als Zahlungsmittel, der Kurs bricht ein, der Bitcoin ist
hochoffiziell wieder eine Umweltsau. Dabei sind die Vorwürfe nicht neu. Schon gar nicht für
Elon Musk. Bereits im Jahr 2018 verbraucht das Schürfen der Währung »mehr Energie als
Dänemark.«

Die University of Cambridge errechnet einen Energieverbrauch von 127 Terawatt-Stunden
pro Jahr. Das ist in etwa doppelt so viel wie der Bedarf Österreichs.
Es lohnt sich aber genauer hinzusehen. Natürlich ist der Energiebedarf beim Mining enorm.
Allerdings ist das Problem nicht unbedingt der Stromverbrauch. Sondern der CO2-Ausstoß.
Da Experten den Anteil des Minings derzeit zu über 60 Prozent in China verorten, wo die
Strompreise günstig sind, Energie aber größtenteils noch aus umweltschädlicher
Kohleverstromung entsteht, ergibt sich großes Potential zur Besserung. Schließlich treibt
derzeit kein Land den Ausbau regenerativer Energien schneller voran als die Volksrepublik.

Es gibt auch schon jetzt innovative Ansätze: Christian Haschek heizt seine Wohnung bereits
mit der Abwärme, die durch das Schürfen von Kryptowährungen entsteht.

Wie zukunftsfähig ist Bitcoin?

Wird der ökologische Fußabdruck von Bitcoin kleiner, entstehen keine neuen
Softwareprobleme und akzeptieren neben Firmen auch zunehmend Staaten die neue Währung, steht einer Revolution des Finanzsystems durch Bitcoin nichts im Wege. Seit Februar 2020 sind sie in Großbritannien, Japan, Kanada und den USA akzeptiert. El Salvador will sie als erstes Land der Welt als gesetzliches Zahlungsmittel einführen.

Eine solide Zukunft wird auch mit der Volatilität der Kurse zu tun haben. Mögliche Sprünge im Intraday-Handel von 20 Prozent sind da nicht förderlich. Konventionelle Währungen  besitzen einen inneren Wert, der vom jeweiligen Staat vorgegeben und auch garantiert wird.  Diese immanente Akzeptanz fehlt dem Bitcoin. Aber seit Banken Strafzinsen verlangen, suchen immer mehr Anleger neue Möglichkeiten zu  investieren. Und wer sich die Kursentwicklungen seit Corona von Aktien und Bitcoin ansieht, wird künftig nicht mehr auf sein Girokonto setzen. Ist die Nachfrage da, steigt auch der Kurs und bleibt idealerweise – auch dank zunehmender Akzeptanz – relativ stabil.  

Bleibt das mit der Open-Source-Software betriebene System ebenfalls stabil und ohne weitere  Störfälle, wird es dem Gesamtkonstrukt mehr Sicherheit verleihen. Die gravierendsten  Informatikfehler, ein Zählerüberlauf (2010) und eine ungewollte Inkompatibilität einer neu aufgespielten Softwareversion (2013), konnten ohne Folgen korrigiert werden.  

Cameron Winklevoss, Gründer der Kryptobörse Gemini, ist sich zudem sicher, dass sich  Musk und Bitcoin wieder annähern werden: »Sobald er erkennt, dass das Mining ein  Antreiber für erneuerbare Energien ist, kehrt er zum Bitcoin zurück.«  

Leider zeigt sich in den USA momentan ein gegenläufiger Trend: Miner beginnen komplette, stillgelegte Kohlekraftwerke zu erwerben, um mit deren Energie digitales Gold zu schürfen.  

Trotz allem für und wider bleibt festzuhalten: Das immer noch neuartige virtuelle  Zahlungsmittel wird weiter kritisch betrachtet und bleibt eine Wette auf die Zukunft der kryptographischen Technologie.  

Bitcoin ist ein bisschen wie Rock ´n´ Roll. Frei und ungezwungen. Bitcoin is a wild beast. 

Über Florian Schoemer

Florian Schoemer arbeitet als Creative Director, freier Autor und Journalist für verschiedene Zeitungen, Magazine und Agenturen.

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